Bremer - 08 - Erleuchtung by Anne Chaplet

Bremer - 08 - Erleuchtung by Anne Chaplet

Autor:Anne Chaplet [Chaplet, Anne]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
ISBN: 9783471772836
Google: WE6bpwAACAAJ
Amazon: 3471772839
Herausgeber: List Paul Verlag
veröffentlicht: 2012-02-29T23:00:00+00:00


Peru

Shidy wartete neben einem türkisfarbenen Kleinbus. Ein buntes Heiligenbild schmückte die Rückseite, der Sohn Gottes im Strahlenkranz, mahnend den Finger erhoben. Oder war ein Inkapriester gemeint? In diesem Land schien alles möglich.

»Mario.« Shidy wies auf den Fahrer. »Mein Onkel.« Ein drahtiger Mann mit kaffeebraunen Augen nickte ihnen zu. DeLange spähte ins Wageninnere. Der Bus war überfüllt, einige Frauen, mit Hut und buntem Schal um den Schultern, teilten sich die Plätze, andere standen im Gang. Ein Einheimischer hielt einen Käfig mit Hühnern auf dem Schoß, ein anderer ließ eine Flasche kreisen, und alle schienen gute Laune zu haben.

Shidys Onkel deutete lächelnd auf den Sitz vorne, neben ihm, wo normalerweise der Reiseführer saß. Jo lächelte zurück und schüttelte den Kopf. »Setz du dich«, sagte er zu Shidy.

»Aber du bist der Gast!«

»Und du bist eine Frau.« Außerdem war der Sitz nichts für große weiße Männer mit langen Beinen. »Und so alt bin ich auch noch nicht, dass ich nicht mehr stehen kann.« Shidy prustete. DeLange fühlte sich in seiner männlichen Eitelkeit durchschaut.

Und die rächte sich bitter. Im Stehen hatte er den besten Ausblick auf jähe Abgründe und Beinahekollisionen mit entgegenkommenden Fahrzeugen, deren Fahrer so risikofreudig fuhren wie Mario. Die Kopfschmerzen waren zurück. Und nach einer Stunde Fahrt mit ausgeleierten Stoßdämpfern verlor er in einer forsch angesteuerten Kurve das Gleichgewicht und landete zu Shidys Füßen. Wieder prustete sie los, stand auf und schob ihn auf den Sitz. Dann setzte sie sich auf seinen Schoß, als ob das ganz normal wäre. Die Haare aus ihrem langen Zopf kitzelten ihn in der Nase, aber ihr Geruch und ihre Wärme taten gut. Er umfasste sie, als sie sich in seine Arme schmiegte.

Von Huancayo bis Pampas blieb seine Verfassung halbwegs stabil, obwohl die Straße hinauf- und hinabführte, der Fahrer die Kurven nahm, als ob er keine Bremsen kannte, und neben der Straße Abgrund war. Hinter einer Kurve, die der Bus mit quietschenden Reifen nahm, erblickte er in mindestens hundert Metern Tiefe einen zerschmetterten Lastwagen.

»Hast du keine Angst?«, flüsterte er in Shidys Ohr.

»Angst?« Ihr schien die Fahrerei Spaß zu machen.

»Vor Gegenverkehr.«

Shidys Onkel fuhr gern in der Mitte der Straße und DeLange spürte ein Kribbeln in den Beinen bei der Vorstellung, es könnte ihm einer entgegenkommen.

»Es geht so tief hinunter neben der Straße.«

»Ach, mir ist noch nie was passiert.«

Gewiss. Aber gab es nicht immer ein erstes Mal?

Shidy kuschelte sich an ihn. DeLange schloss die Augen. Bis Onkel Mario laut und anhaltend hupte.

DeLange riss die Augen auf. Vor ihnen fuhr ein nicht mehr ganz frischer, tomatenrot lackierter Pick-up, nur wenig langsamer als der Bus. »Vete, huévon«, schimpfte Onkel Mario und begann, seinen Vordermann hupend und gestikulierend zu bedrängen.

Auf einer geraden Strecke, die DeLange verdammt kurz vorkam, setzte Mario zum Überholen an. Der Fahrer des Pick-ups beschleunigte. Kurz vor der Kurve und eindrucksvoll fluchend, ließ Mario den Bus wieder zurückfallen.

Jetzt hupte der Fahrer des Pick-ups. Und dann bremste er.

Mario brüllte etwas Unverständliches und trat ebenfalls mit aller Kraft auf die Bremse. Ein kreischendes Huhn sauste an DeLange vorbei und prallte gegen die



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